Henry Oster wurde am 5. November 1928 in Köln als Heinz Adolf Oster geboren. Zusammen mit seinen Eltern wurde er im Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Der Vater starb im Juli 1942 im Ghetto. Seine Mutter wurde im August 1944 in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet. Henry Oster überlebte das Konzentrations- und Vernichtungslager und wurde im April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald in dem bekannten „Kinderblock“ befreit. 1946 wanderte Henry Oster über Paris in die USA aus, wo er studierte und mehr als 50 Jahre lang als Augenarzt praktizierte.

Anlässlich des Erscheinens seiner Autobiographie „Rechts zum Leben, links zum Tod“ besucht der bald 90-jährige nun auch Bad Kreuznach, wo er sich seit 1935 nicht mehr aufgehalten hat.

Seine Autobiographie ist eine Überlebensgeschichte aus der Perspektive eines Kindes und Jugendlichen, in der anhand vieler Episoden der alltägliche Antisemitismus, die Gewalterfahrungen, schließlich das Ausgeliefertsein im Ghetto und in den Lagern veranschaulicht wird. Seine Mutter Elisabeth Oster geborene Haas stammte aus Bad Kreuznach. An seinen Großvater, den Winzer und Weinhändler Moritz Haas hat er ebenso lebendige Erinnerungen wie an die übrige Haas- und Dach-Familie, deren Angehörige seit vielen Jahrzehnten in Bad Kreuznach und an der Nahe lebten und seit 1933 nach und nach vertrieben wurden.

Seine Erzählung veranschaulicht eindrucksvoll, was der Holocaust für eine Familie bedeutete und bis heute noch bedeutet. Nie wieder wollte Henry Oster einen Fuß auf deutschen Boden setzen. Er tat es erstmals 2010, als er auf Einladung des Oberbürgermeisters der Stadt Köln in seiner Geburtsstadt Zeugnis über sich und seine Familie ablegen wollte. Von den im Oktober 1941 aus Köln in das Ghetto Litzmannstadt deportierten Juden haben nur 23 überlebt. Henry Oster ist heute der einzige Überlebende, der hierüber berichten kann.

Veranstalter: Stiftung Haus der Stadtgeschichte/Stadtverwaltung Bad Kreuznach – Stadtarchiv in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln und der Koordinierungsstelle Zeitzeugen- und Gedenkarbeit des Pädagogischen Landesinstituts Bad Kreuznach


Text: Elisabeth van Werden-Troll, Stiftung Haus der Stadtgeschichte